Künstlerisches Forschen und Gestalten treffen hier auf Begegnen und Mitmachen

Wir waren am neuen Aktions-Ort im „Raum!“

Seit der Spielzeit 22/23 hat das Theater einen neuen Aktions-Ort in der Essigfabrik, den »Raum!«. Dorthin hat uns der Leiter Jung plus X, Knut Winkmann zu einer Exklusiv-Veranstaltung eingeladen.

Künstlerisches Forschen, Gestalten, Begegnen, Mitmachen, Improvisation und Interaktion sind hier angesagt. Mit „Mobilen Produktionen“ kommt das Jung plus X aber auch vor Ort, zum Beispiel in Schulen. Das neue 36 Seiten starke Jung plus X Heft zeigt die Vielfalt der Aktivitäten des 6-köpfigen Teams. Hier geht’s zur PDF Datei >>>

Knut Winkmann, Leiter Jung plus X, am Aktions-Ort im Gespräch mit GTL-Mitgliedern
Foto: HPF/GTL

Theater neu entdecken

Gastgeber Winkmann stellte sich, einzelne Formate und Beispiele von Produktionen kurz vor. Dann übernahm er die Rolle des Spielleiters. Unter seiner Anleitung wurden die Teilnehmenden zu Agierenden und hatten Begegnungs- und Austauschaufgaben zu lösen. Das war vorherzusehen und dennoch überraschend, dass Mitwirkung, Teilhabe und Austausch auf dem (Lern)Programm standen.

Zum Aufwärmen startete das „Schlüsselspiel“. Was sagt der Haustürschlüssel über die Person aus? Ziel war es, etwas Persönliches  zu einem Schlüssel oder Teil des Schlüsselbunds anderen mitzuteilen. Dann hieß es Position beziehen: Mittels eines Fragenkataloges sollte jede und jeder im Raum eine Ja- oder Nein-Position einnehmen. Da gab es viel Bewegung durch wechselnde wie voneinander abweichende Antworten. Schließlich folgte die Aufgabe, mittels einem Blatt Papier durch Falten, Knüllen oder wie auch immer das Theater Lübeck künstlerisch darzustellen und in einer „Vernissage“ per Rollentausch die Kunstwerke anderer zu präsentieren.

 

Die Eröffnung der „Kunstausstellung“ mit Rollentausch
Foto: HPF/GTL

Als “Lab” bezeichnete Knut Winkmann den Aktions-Ort für Experimente, Tests und auch für Erfolgskontrollen. Eine Umgebung, wie sie in manchen Unternehmen als Innovation-Lab oder Zukunftslablor Einzug gefunden hat. Der Griff in die pädagogische Methodenkiste führte dazu, dass sich der helle, weiße Raum durch gemeinsames Tun und Austausches zeitweise zum Resonanzraum entwickelt. Meist agierte das Gemeinsame und dennoch war der Einzelne gefordert: neben Freude und Spaß entstand ein Art Druck beim abschließenden Brainstorming. Es galt zu notieren, was man selbst einmal gerne im Theater tun möchte. Dieser Zettel sollte dann im Gleichtakt zwecks Ergänzung des Vorschlags durch den Nachbarn reihum fortgesetzt werden. Und das am vorangeschrittenen Abend nachdem Schlüsselqualifikationen für Schauspieler wie sprechen, darstellen, präsentieren von uns Teilnehmern ein Stück weit gefordert wurden! Wen wundert’s, wenn manch zuvor sprudelnde Kreativquelle da und dort nahezu versiegte?

Der Aktions-Ort von „Jung plus X“ in der Essigfabrik: Willkommen im „Raum!“
Foto: Olaf Malzahn

Das Ende frei nach Brecht: Vorhang zu und noch viele Fragen offen

Wie hat Ihnen das gefallen? Wie haben Sie sich gefühlt? Was haben Sie dabei erlebt? Nach diesen Fragen des Spielleiters nutzen die GTL-Mitglieder das Angebot, Knut Winkmann zu befragen: Welchen Einfluss hat Jung plus X bei der Theaterleitung? Wer finanziert das? Wie stark fließen neue Erkenntnisse und Ergebnisse in die Gestaltung künftiger Produktionen ein? „Benotet“ man die Ergebnisse der Rollenspiele mittels Feedback, Evaluation oder wertende Einschätzungen? …

Kunst verbindet

Ganz im Sinne der GTL: Kennenlernen. Freundschaft schließen. Gemeinsam Theater erleben. Man kommt sich im Aktions-Raum näher als wenn man mit Abstand vor der Bühne Platz in der Sitzreihe einer Soiree nimmt. Im „Raum!“ lernten sich einige Mitglieder untereinander besser kennen, Einzelne nutzten die Gelegenheit für ein künftiges „Du“ oder griffen nach der Veranstaltung zur Tastatur und setzten per E-Mail den Dialog mit Anregungen fort. Künstlerische Praxis meets Partizipation steht auf Seite 12 in der Beschreibung über den Aktions-Ort „Raum!“. So ist es.