Zu Gast beim Leiter des Malsaals, Moritz Schmidt

Exklusiv-Angebot vom Theater Lübeck für Mitglieder der GTL

34 Mitglieder folgten am 29. Mai der Einladung zu einem Werkstattgespräch im Malsaal.
Moritz Schmidt gab vielfältige Einblicke.

Seinen Traumberuf  hat er 1999 als Auszubildender im Theater Lübeck erlernt. Die Ausbildung zum Bühnenmaler, früher Theatermaler genannt, dauert drei  Jahre. Man benötigt dafür keinen bestimmten Schulabschluss. Berufsschulen in Berlin, Baden-Baden und Essen bieten dafür Blockunterricht an.

Seit Jahren ist Moritz Schmidt Leiter des Malsaals.

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Professionelle Zusammenarbeit und präzises Timing sind hier das A und O. Zwischen ersten Vorbesprechungen mit Bühnenbildner, Regisseur und dessen Team bis zur Probe sind in der Regel vier bis sechs Wochen Zeit. Bei der Bauprobe trifft sich das gesamte Team, das Stück wird grob umrissen, es gibt Kenntnis vom groben Inhalt. Später folgt die Technikprobe, bei der alles provisorisch ausprobiert wird und vor jeder Premiere gibt es die Werkstattabgabe.

Manchmal – so war zu erfahren –  hat man Freiräume zur Gestaltung, manchmal ist exakt nach Vorgaben zu arbeiten. Jedes Teil wird meist am Modell genau besprochen.

Beeindruckend zu sehen und zu hören war, dass „Prospekte“ – das sind die riesigen bis 12 Meter breiten Bühnenrückwände, die an Zugstangen hängen – vom Malsaal  durch einen Schacht direkt zur Bühne gelangen.

Gemalt wird meist auf dem Boden, aber auch hängend. Je kleinteiliger die Vorgaben, umso aufwändiger die Umsetzung. Teamarbeit ist gefragt, mal arbeitet jeder allein an einem Teil, bei größeren Teilen, mehrere gemeinsam.

Moritz Schmidt demonstrierte wie Prospekte und große Bilder mit Hilfe von langstieligen Bürsten grundiert werden. „Landschafter“ lautet der Fachbegriff für die mannhohen Pinsel. Hier heißt es, locker  mit der Bürste hantieren,  nicht zu stark, damit der Prospekt nicht am Boden kleben bleibt.
Überwiegend kommen Farben auf wasserlöslicher Basis zum Einsatz. Viele unterschiedliche Pinsel für unterschiedlichste Strukturen gehören zum Werkzeug, wie auch die Spritzpistole. In der „Farbenküche“ wird manchmal experimentiert oder auch alte Techniken werden mal wieder ausprobiert.

Das Angebot von Moritz Schmidt, möglichst viele Fragen zu stellen, wurde rege angenommen. Das bezeugte großes Interesse an Themen hinter den Kulissen. Es gab reichhaltiges Wissen und man tauchte für eine gute Stunde regelrecht in die spürbar angenehme farbige Atmosphäre dieser besonderen Arbeitswelt ein.

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Pünktlich um 16:15 Uhr startete unsere Führung. Das erste Erlebnis: die Fahrt im Aufzug zur Malerwerkstatt. Alle, die diese Fahrt erlebt haben, können viel berichten. Zurück haben viele das Treppenhaus vorgezogen.
Der Leiter der Malstätte, Moritz Schmidt, stellt uns die Aufgaben vor, die er auf Basis einer Zeichnung oder eines Modells umzusetzen habe.
In seiner rund 25-jährigen Tätigkeit hat er einen breiten Erfahrungsschatz aufgebaut, denn es müssen nicht nur Malerarbeiten sondern auch plastische Werkstücke angefertigt werden. Und das Ganze unter Prämissen: nicht zu teuer, transportabel, leicht zu montieren und zu demontieren. Dabei noch sehr stabil.
Die große Bodenfläche zeigt uns anschaulich, welche Ausmaße solche Kulissen haben. Dass dabei die Werke auf dem Boden liegend hergestellt werden, ist nur natürlich. Auch die Umsetzung von dem Modell zur Realität durch Rasterung auf dem Original wurde uns sehr anschaulich vorgestellt.
Wie „frisch“ diese Malerarbeiten waren, wurde an den Schuhen zwei unvorsichtiger Gäste für alle sichtbar.
Ein wunderbares Erlebnis, welches nur den Theaterfreunden ermöglicht wurde.
Danke!
Wilhelm, GTL-Mitglied
Fotos: Hans-Peter Förster